Unsere Arbeitsteilung

Foto am 18.10.12 um 17.23

Nachdem wir während der Schwangerschaft Kinderkacke gelesen haben, stürzten wir in eine tiefe Krise. Nun ist das schöne Leben vorbei. Vorbei das Abhängen ohne Verpflichtungen, vorbei die durch Unabhängigkeit und Individualismus geprägte Beziehung. Es warteten Stress, Schlafmangel und Einengung in der Atomfamilie. Die große Vorfreude, die offenbar alle auf ihre Elternschaft haben, konnten wir nur bedingt teilen.

Als die Krise während des sechsten Schwangerschaftsmonats am größten war, haben wir angefangen unser Glück in die Hand zu nehmen und unser Modell „zum Bessermachen“ entwickelt. Wir haben ein Google-Docs-Dokument aufgesetzt und angefangen uns – ganz politisch – Regeln fürs Zusammenleben und Elterndasein aufzustellen. Wir haben es ein paar Mal modifiziert und es wird immer in Bewegung und veränderbar beiben, aktuell ist die Regel so kurz wie einfach:

  • Wir teilen uns die Kinderbetreuung Tageweise: Mo Micha, Di Suse, Mi Micha, Do Suse und so weiter.
  • Schichtwechsel ist abends 20Uhr, die Übergabe des schlafenden Kindes.

Der klare Vorteil dieser Aufteilung ist: Eine Person hat klar die Verantwortung. Den Satz: „Kannst du bitte jetzt mal wickeln, ich habs die letzten dreimal gemacht.“ gibt es bei uns nicht.

Das gibt Planungssicherheit für jeden. Man kann Termine planen und ohne schlechtes Gewissen gehen, denn der andere ist an diesem Tag verantwortlich.Dadurch bleiben wir beide auf Augenhöhe, weil wir gleiche Erfahrungshorizonte haben. Durch den täglichen Wechsel wird verhindert, dass bspw. ein erfolgreicher Tag im Job höherwertig empfunden wird als ein schöner Spaziergang oder ein guter Schiß des Kindes (wie es ja in der Gesellschaft der Fall ist).

Suse macht, solange sie stillt trotzdem mehr. Auch an ihren freien Tagen, muss sie zum Stillen verfügbar sein. Der Deal ist, dass Micha ihr dann ggf. auch hinterreist, wenn sie z.B. weiter weg arbeiten muss und fürs Stillen nicht heimkommen will. Auch hatte es sich eingeschlichen, dass Suse nachts immer aufsteht, ob das Kind trinken will, oder nur den Nuckel wieder reingesteckt haben will. Der Deal: Micha steht auf und holt K aus ihrem Bett und bringt sie Suse.

Das Thema Zusammenwohnen hat sich überraschend problemfrei entwickelt: Die Helfer dabei: Micha bezahlt eine Putzkraft und jeder hat ein eigenes Zimmer.

Achso: Die Frage, die immer kommt, wenn wir von unserer Aufteilung erzählen: „Macht ihr dann überhaupt mal was zusammen?“ beantworten wir hier.

Und hier erklärt Micha seine Vorteile aus dem Modell im Detail.

3 Kommentare

  1. Im Grunde alles super, aber, Zitat:

    „Auch an ihren freien Tagen, muss sie zum Stillen verfügbar sein. Der Deal ist, dass Micha ihr dann ggf. auch hinterreist, wenn sie z.B. weiter weg arbeiten muss und fürs Stillen nicht heimkommen will.“

    Ist das nicht ein wenig arg dogmatisch? Wo ist denn da Michas freier Tag, wenn er alle paar Stunden Suse hinterherreisen muss? Ich finde es ja lobenswert, dass ihr euer Kind mit Muttermilch stillen und aufziehen wollt, jedoch…warum „pumpt“ Suse nicht auf Vorrat ab? Und was ist das für ein Stress für Vater und hungriges Kind, quer durchs Land zu fahren, „nur“ um das Baby zu stillen? Und was, wenn es dann im Moment des Ankommens nicht gestillt werden will oder tief schläft? Fährt Micha dann wieder zurück? Und wieder hin, sobald das Baby schreit? Ich finde euer Modell super, aber so, wie diese Situation beschrieben ist, doch sehr – wie gesagt – dogmatisch und einseitig pro Frau. Schreibt ne Frau.

    Grüße, Bettina

  2. “Auch an ihren freien Tagen, muss sie zum Stillen verfügbar sein. Der Deal ist, dass Micha ihr dann ggf. auch hinterreist, wenn sie z.B. weiter weg arbeiten muss und fürs Stillen nicht heimkommen will.“

    Oh, ich habs glaube ich miss- und erst jetzt verstanden. Wenn Micha Babytag hat und Suse hinterherreisen muss, hat er ja eh nicht frei :-)
    Ich find diese Regel trotzdem anstrengend. Letztlich ist er so immer auf Achse und das Kind u.U. ewig hingrig und gestresst. Ist Milchpulver / Fertignahrung / Vorab-Abgepumpte Milch nicht doch die einfachere Lösung? Oder muss Micha dafür bestraft werden, dass er die ggf. auftretenden Still-Schmerzen nicht aushalten muss (mir tat das ziemlich weh anfangs) und deshalb anders leiden soll?

    Dennoch, wie gesagt: Weiter so!!

    P.S.: “Auch an ihren freien Tagen (,) muss sie zum Stillen verfügbar sein. <- Da gehört kein Komma hin.

  3. Liebe Bettina, danke fürs Lesen und Kommentieren. Ja, so wie dus verstanden hast, klingts sehr dogmatisch. In der Realität ist Micha Suse noch nicht ein einziges Mal irgendwo hinterher gereist (jedenfalls nicht mit Kind u zum Stillen;-). Noch hat Suse es immer vorm nächsten Stillen nach Hause geschafft oder Micha hat gut überbrückt mit spazieren gehen, Brei, etc… Es geht bei dieser Regel um die grundsätzliche Freiheit, die sie Suse gibt. Praktisch hat sie nur ein Zeitfenster von 7h längstens zwischen der Morgen- und Abendmilch. Micha hingegen hat an seinem freien Tag echte 24h frei. 24h, die er theoretisch weg von zuhause sein kann, während Suse ds an ohrem freien Tag nur 7h am Stück kann. Um diesen Unterschied etwas auszugleichen (auch wenn bislang nur fürs Gefühl, weils eben noch nie stattgefunden hat), ist es der Deal, dass Micha an seinen Babytagen Suse hinterherreist, um das Kind an ihre Brust zu legen.

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