
Was so wütend macht: VOR der Geburt/Schwangerschaft sind wir exakt gleich – ein Mann, eine Frau.
Wir sind junge unabhängige Menschen, wir können machen, was wir wollen und wann wir es wollen, arbeiten, feiern, verreisen etc…
NACH der Geburt soll das auf einmal komplett verschoben sein. Schon in der Schwangerschaft hab ich mich viel beschäftigt mit dem „Wie teilen wir die Arbeit nachher auf“ und wie oft habe ich – von FreundInnen und Kolleginnen, darunter Eltern und vorallem jede Menge Nichteltern – gehört: Aber das Kind “gehört doch zur Mutter”, die „enge Bindung aus Mutterleib kann ein Vater nicht ersetzen.. blabla“.
Bedeutet also ich soll mich “in der ersten Zeit” als die Mutter wie selbstverständlich um alles was das Kind betrifft allein kümmern, der Vater würde schon mal helfen (!!!!) können, Windeln wechseln, einkaufen, die Mutter “unterstützen”(!!!!!!). (Alles Zitate von Hebammen z.B.)
Unterstützen!??!?!?! Gehts noch!?!??!?! Bei dem mir ach so eigenen Projekt, oder was? Weil das Kind ausschließlich mein Ding is? Ich glaube es hackt! Das seh ich nich ein und halte es für vorindustriell, DENN außer dass ich Stillen kann und er nicht, gibt es keinen Unterschied zwischen dem Vater und mir!
„Das Kind gehört zur Mutter“. Das stimmt so nicht, das weiß ich jetzt: Unser Kind lässt sich, sofern es keinen Hunger hat, von uns gleich gut beruhigen, wenn nicht sogar besser (nachts) vom Vater, weil es nicht durch die verwirrende Möglichkeit des Trinkens an der Brust abgelenkt wird. Die Ausrede, „meine Frau kümmert sich in der ersten Zeit“, denn „ich kann ja eh nix machen, sie stillt ja“ ist was sie ist: Eine Ausrede.
Es ist einfacher in die traditionelle Rollenverteilung zu rutschen, es ist naheliegend und gesellschaftlich hoch erwünscht. Aber es ist gefährlich, nicht nur weil es das Patriarchat manifestiert, in dem Frauen anhaltend wie selbstverständlich aus dem gesellschaftlichen Leben mit politischer und gestaltender Teilhabe in ihre Wohnungen mit Kind und Haushalt abgedrängt werden, sondern unter anderem auch, weil nur wenn beide Eltern gleiche Erfahrungswelten haben (eigene Entfaltung UND Kinderbetreuung) bleiben sie auf Augenhöhe und gleichberechtigte Partner (siehe „Kinderkacke„). Und das Gefühl nicht mehr auf Augenhöhe und gleichberechtigt zu sein hatte ich ziemlich schnell – schon während der Schwangerschaft.