„Das Baby will nur die Mutter!“

suse

Als ich im 8.Monat schwanger war, hatte ich folgendes Gespräch mit einer Bekannten, die schon ein Kind hat:
ich: “Wir wollen von Tag eins eine Arbeitsteilung, also abwechselnde Verantwortlichkeit. Einen Tag ich, am anderen Tag er und ich hab frei. Ich will nicht Monatelang und noch nicht mal einen Monat völlig weg vom Fenster und ‘nur noch Mutter’ sein. Ich will nicht alles allein machen müssen.”
sie: “Aber, Suse! Das Kind is Teil des mütterlichen Körpers, ich bin bei Weitem nich so ein naturverbundener Typ, aber hier stimmt das einfach. Das Baby will auch nur die Mutter!”
ich: “Aber wenn der Mann nicht von vornherein fest eingebunden wird, hab ich die Befürchtung, das schleift sich so ein und bleibt dann so.”
sie: “Ja klar, ich kämpf’ heute immer noch mit diesen Arbeitsteilungsproblemen und auch unter Androhung von Trennung oder Tötung ändert sich da nix. Aber….”, abwehrend und fast schon bittend: “Komm Suse, mach das erst mal 3 Monate, danach normalisiert sich alles wieder!”
ich: “Aber da isses doch schon zu spät! Da is doch alles schon in den traditionellen Rollen festgefahren. Ich will das nicht!”
sie: “Aber du bist doch die Mutter, nimm doch mal diese Mutterrolle an!”

Ich habe diese Mutterrolle angenommen und ich hab sie so gern angenommen! Ich liebe dieses Kind, ich bin wahnsinnig gerne seine Mutter. Ich stille es, ich koche Gemüsebreie, ich kauf, obwohl wir Berge von Klamotten aus der Verwandschaft erben, ständig neue Klamotten im Secondhandladen, ich lese ihr Bilderbücher vor, sing ihr Lieder vor, geh stundenlang spazieren, schlepp sie den ganzen Tag im Tragetuch durch die Wohnung, damit wir uns möglichst nah sind. Ich gehe sehr auf in dieser Mutterrolle.

Jeden zweiten Tag.

Denn dieses Baby wird an allen anderen Tagen von seinem Vater versorgt und geliebt und besungen und rumgeschleppt und es hat sich bisher nicht beschwert, denn es kennt es nicht anders. Denn so läuft es seit dem ersten Tag. Ich weiß nicht, was passiert wär, wenn ich drei Monate alles kindbezogene gemacht hätte und dann hätten wir erst mit der Regel angefangen…. aber ich wage zu bezweifeln, dass sich dann alles „normalisiert“ hätte. Und ich glaube, ich hätte dieses „Normalisieren“ auch nicht gewollt, wenn es heißt nach wie vor mit „Arbeitsteilungsproblemen“ kämpfen zu müssen.

1.909 Kommentare

  1. „und es hat sich bisher nicht beschwert, denn es kennt es nicht anders. Denn so läuft es seit dem ersten Tag.“ – ja!, das doch das Erfolgsrezept – von ANFANG an gleich nach dem Plan zu machen. Ich meine, vielleicht liegt es an unsere Natur sogar, dass Menschen sich so super gerne und einfach an irgendetwas gewöhnen, das Abgewöhnen geht im Gegenteil suuuper komplieziert und kann sogar schmerzhaft werden, man braucht fast immer gleich eine Revolution quasi, damit das Neue sitzt.
    Ihr seid toll! :) Weiter so!

  2. Ich stimme voll und ganz zu, bloss nicht Mutti alles machen lassen und Papi kann ja später dann mal eine Windel wechseln „wenn er was mit dem Kind anfangen kann“ (em, ich kann auch nichts mit einem kleinen Miniwinzlingswürmchen anfangen, muss das auch erst lernen?!). Trotzdem, ganz streng muss man ja nicht sein, bei uns war es eher so, dass mein Mann die ersten Wochen mehr Verantwortung hatte – ich war einfach zu schlapp. Trotzdem hat es sich nicht festgefahren dass ich gar nichts mache. 😉

    Und deiner Bekannten muss ich zu einem gewissen Grad rechtgeben, nach 8 Wochen bin ich Vollzeit arbeiten gegangen, mein Mann ist zu Hause geblieben. Man sollte meinen, dass bei so einer Rollenverteilung das Kind beide gleich akzeptiert. Ich war davon felsenfest überzeugt. Mein Mann ist ein toller Vater, und wenn ich nicht da bin gibt es absolut null Probleme (warum auch?). Aber wenn sie müde/hungrig/schlecht drauf ist und ich in der Nähe bin, hat er keine Chance. Das ist bei allen meinen Bekannten so, und irgendwo machts ja auch Sinn. Wir kennen die Kleinen dann doch ~9 Monate länger. 😉

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